Aerial shots – im Angesicht Cristos
Ricardo Malaguti und Nico Schaerer beugen sich über eine Stadtkarte von Rio; besprechen die bevorstehende Flugroute. Überflugrechte, Lichtverhältnisse und mögliche Motive werden diskutiert. Malaguti ist am heutigen Tag unser Helikopterpilot. Der Mittvierziger fliegt seit Anfang Zwanzig täglich mit Helikoptern für lokale Fernsehstationen oder internationale Filmprojekte über Rio. Keiner hat in Rio mehr Erfahrung in diesem Job als er. Ein Vorteil, wie sich schon bald zeigt. Wir fliegen über die südlichen Stadtteile Recreio dos Bandeirantes und Barra da Tijuca – die Gegend in der die Olympischen Spiele stattfanden. Danach umfliegt Malaguti eine Favela. Er sagt, er wisse stets Bescheid über welche Favela er zu welchem Zeitpunkt nicht fliegen darf. Würde er diese ungeschriebenen Gesetze nicht befolgen, «würden sie mich vom Himmel runterholen.» Schon mancher Polizeihelikopter ging in Flammen auf.
Wir fliegen eine Stunde über die Stadt, mehrmals um den Cristo Redentor, über die Strände von Ipanema und der Copacabana, über das Geschäftsviertel und das Künstlerviertel Santa Teresa. Bei einem solchen Flug ist der Fotograf mit einem «Ganzkörper-Gställtli» gesichert. Muss den Mut aufbringen auch bei Schräglage aus dem Helikopter zu lehnen. Die Türe wird für Luftaufnahmen entfernt.
Nico Schaerer ist stets hochkonzentriert, schiesst Fotos, wechselt Objektive und gibt dem Piloten Fluganweisungen. Helikopterflüge sind kostenintensiv. «Ich muss in kurzer Zeit das Optimum rausholen», sagt Schaerer. Dabei kann er auf reichlich Erfahrung zurückgreifen – dutzende Helikopterflüge führten ihn für Luftaufnahmen durch die Schweizer Alpen, über die Tafelberge Venezuelas oder auch über die Häuserschluchten New Yorks. Und Rio begeistert den Schweizer Fotografen: «Rio ist eine ästhetisch ansprechende Stadt.» Mit kaum einer anderen Stadt vergleichbar – ausser vielleicht mit Kapstadt, sagt Schaerer.